Mittwoch, 21. November 2012

*Rezension* Torstraße 1

Quelle: dtv
Titel: Torstraße 1
Autor: Sybil Volks
Einzelband
Ausgabe: Hardcover
Verlag: dtv
Erschienen: 01.11.2012
Sprache: deutsch
Originaltitel: -
Seitenzahl: 400
Preis: 19,90 € (D)
ISBN: 978-3-423-28004-4

Quelle: dtv
Ein Jahrhundert, zwei Familien und ein Haus im Herzen Berlins

Für die letzte Party ihres Lebens steht Elsa vor dem Soho House in der Torstraße 1, das voller Erinnerungen für sie ist. Hier kam sie vor achtzig Jahren zur Welt, als das Kaufhaus Jonass glanzvoll eröffnete. Zur selben Stunde wurde Bernhard geboren, dessen Vater das Haus mit gebaut hat. Zwischen den beiden Kindern und ihren Familien knüpft sich ein enges Band.
Sie alle müssen erleben, wie die Zentrale der Hitlerjugend in das Kaufhaus einzieht und die jüdischen Besitzer aus Deutschland vertrieben werden. Nach dem Krieg wird das Gebäude zum Institut für Marxismus-Leninismus der SED, wo Bernhard zu arbeiten beginnt. Krieg und Mauer trennen die Familien - doch Elsa und Bernhard bleiben einander nahe.

Ein atmosphärischer Roman über Liebe und Zugehörigkeit - ausgehend von der wahren Geschichte des Hauses in der Torstraße 1.

Ehrlich gesagt war ich zu Beginn nicht wirklich an dem Buch interessiert. Das Cover hat mich nicht wirklich angesprochen und den Klappentext fand ich auch nicht so vielversprechend. Gott sei Dank habe ich trotzdem einmal in die Leseprobe geschnuppert. Diese hat mich sofort in ihren Bann gezogen und hat meine Meinung gegenüber dem Buch sofort geändert: Das will ich haben!

Vicky ist Verkäuferin im Jonass, dem ersten Kaufhaus des Westens in Berlin, und stolz darauf. Als bei der Einweihungsfeier unerwartet ihre Wehen einsetzten, bringt sie mit Hilfe einer alten Frau und einem Zimmermann in der Poststation eine Tochter zur Welt - Elsa. Doch niemand darf wissen, wer ihr Vater ist. Schon gar nicht, als wenig später die Nationalsozialisten unter Hitler an die Macht kommen. 
Mit der Familie des Zimmermanns, entwickelt sich bald eine gute Freundschaft und so wachsen Elsa und Bernhard, der Zimmermannssohn, gemeinsam auf. Sie träumen von gemeinsamen Abenteuern und spielen zusammen im Kaufhaus Jonass. Doch mit der Zeit und dem Krieg verändert sich alles. Während die Kinder selbst zu Erwachsenen werden und Familien gründen, wechselt das Jonass häufig die Besitzer und die Bestimmung.

Der Schreibstil von Sybil Volks zieht einen sofort in seinen Bann. Er ist außergewöhnlich und fesselt einen mit den bildlichen und detailreichen Beschreibungen, die jedoch nicht zu ausschweifend oder langatmig werden. Außerdem hält die Autorin immer eine gewisse Spannung, so dass man mit Vicky, Elsa und Bernhard mitfiebert.

Die Charaktere sind alle für sich sehr einzigartig. Niemand ist perfekt, jeder hat seine Stärken und Schwächen. Dadurch kann man sich sehr gut mit ihnen identifizieren, auch wenn sich die Personen größtenteils in ganz anderen Situationen befinden als man selbst. 
Da gibt es zum Beispiel die starke Vicky, die trotz der Ablehnung ihrer Familie, immer ein Lächeln auf den Lippen hat. Erst als die Situation für sie immer unerträglicher wird, zieht sie sich immer mehr zurück und ertränkt alles im Alkohol. Auch in diesen schweren Zeiten ist ihre beste Freundin Elsie für sie da und unterstützt sie wo es nur geht. Und dabei hat auch sie es gerade nach dem Krieg nicht leicht.
Elsa und Bernhard begleitet man beinahe ihr ganzes Leben. Sie entwickeln sich von den kleinen Kindern, die zusammen im Kaufhaus spielen, in diesen schweren Zeiten schnell zu verantwortungsbewussten Erwachsenen. Gerade Elsa opfert sich für ihre Familie und unterstützt ihre Mutter nach den Kriegsjahren wo es nur geht, auch wenn es immer wieder Krach zwischen den beiden gibt. 

Aber was wäre das Buch ohne die Handlung? Sybil Volks erzählt ihre Geschichte mit Beginn der Machtergreifung in Deutschland durch Hitler bis zur heutigen Zeit. Dabei gelingt es ihr, auch jungen Leuten wie mir, eine Vorstellung zu geben, was es bedeutet hat kurz vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg gelebt zu haben. Elsas und Bernhards Familiengeschichte ist eindringlich und berührend. Dadurch, dass die Geschichte aus mehreren Sichtweisen erzählt wird, bekommt man Einblicke in alle Handlungsstränge und Geschehnisse - auch über die Mauer des geteilten Deutschlands hinweg. 
Wichtige geschichtliche Ereignisse und Personen finden sich selbstverständlich in der Geschichte, aber auch die restliche Handlung ist absolut glaubwürdig und mitreisend.

"Torstraße 1" ist ein Roman, der eindringlich und fesselnd von der Geschichte zweier Familien erzählt. Als Leser lernt man nicht nur die Zeit um den zweiten Weltkrieg besser kennen, sondern erkennt auch was richtige Freundschaft und Familie bedeutet. Mit ihrem bildlichen Schreibstil erweckt Sybil Volks die Charaktere zum Leben und lässt einen von Beginn bis zum Ende mit den Charakteren mitfühlen,mithoffen und mitfiebern.

Ich habe oben erwähnt, dass mich das Cover zu Beginn nicht sonderlich angesprochen hat. Nach dem Lesen gefällt es mir nun aber sehr gut. Das Kaufhaus Jonass auf dem "alten Bild" in der Ecke oben links, gewährt einen schönen Einblick auf den wichtigsten Handlungsplatz des Romans. Ebenso gut passt die Frau mit dem Fotoapparat. Ich kann mir Elsa sehr gut so vorstellen.

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